♦ Dieser Beitrag dient lediglich als Information zu Kaliumiodidtabletten. Bitte nehmen Sie nicht willkürlich die Tabletten zu sich, sondern erst nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Gesundheitsbehörde. ♦

Warum muss man Kaliumiodidtabletten einnehmen?

Nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl im April 1986 wurde ein großer Anstieg von Schilddrüsenkrebs bei Kindern und Jugendlichen in der Umgebung (Ukraine, Weißrussland, Russland) aufgrund der Strahlenbelastung beobachtet. Das radioaktive Jod, das bei Reaktorunfällen freigesetzt wird, wird in den Körper mit der Nahrung oder auch durch Einatmen aufgenommen und in der Schilddrüse gespeichert. Dies führt zu einer hohen Strahlenbelastung in der Schilddrüse. Durch die Einnahme der Kaliumiodidtabletten wird die Schilddrüse mit Iod gefüllt und nimmt kein weiteres radioaktives Iod mehr auf (sog. Iodblockade). Dadurch kann das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken, gemindert werden. Wichtig ist, dass die Tabletten rechtzeitig, also bevor die radioaktiven Luftmassen eintreffen, eingenommen werden.

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine stieg die Nachfrage nach Kaliumiodidtabletten in Österreich enorm an. Das Umweltministerium, das in Österreich auch für Strahlenschutz zuständig ist, betont, dass keine Gefahr besteht und keine Auswirkungen zu befürchten sind. 

 

Wann sollen die Kaliumiodidtabletten eingenommen werden?

Die Einnahme erfolgt nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Gesundheitsbehörde. Im Fall eines Reaktorunfalls gibt diese bekannt, welche Personen Kaliumiodidtabletten einnehmen sollen und in welchen Regionen eine Einnahme notwendig ist.

Der Schutz ist am wirksamsten, wenn die Tabletten kurz vor oder gleichzeitig mit der Aufnahme (auch durch Einatmen) von radioaktivem Jod eingenommen werden. Eine spätere Einnahme verringert den möglichen Schutz. Daher soll die erstmalige Einnahme von Kaliumiodid nicht später als 24 Stunden nach der Aufnahme von radioaktivem Iod erfolgen.

 

Wer soll Kaliumiodidtabletten einnehmen?

Kinder, Jugendliche und Erwachsene unter 40 Jahren sowie Schwangere und Stillende profitieren von der Einnahme der Kaliumiodidtabletten. Personen ab 40 Jahren wird von der Verwendung abgeraten, da ein sehr geringes Schilddrüsenkrebsrisiko besteht, das Risiko von Nebenwirkungen aber erhöht ist. 

 

Wie viele Tabletten sollen eingenommen werden?

Bitte halten Sie sich an die genauen Empfehlungen der Gesundheitsbehörde. Die Einnahme erfolgt in der Regel nur einmalig. 

Dosierung:

Kinder bis zu 1 Monat: ¼ Tablette 

Kinder von 1 bis 36 Monaten: ½ Tablette

Kinder von 3 bis unter 12 Jahren: 1 Tablette

Jugendliche und Erwachsene von 12 bis unter 40 J.: 2 Tabletten

 

Wie werden Kaliumiodidtabletten eingenommen?

Die Tabletten sind zum Einnehmen. Sie können im Ganzen geschluckt werden oder zuvor in etwas Flüssigkeit aufgelöst werden. Magenprobleme durch mögliche Reizungen der Magenschleimhaut können durch die Einnahme nach einer Mahlzeit und durch zusätzliche reichliche Flüssigkeitsaufnahme vermieden werden. Die Tabletten haben eine Bruchkerbe und können in gleiche Teile geteilt werden.

 

Wo bekomme ich Kaliumjodidtabletten?

Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen sind mit Kaliumiodidtabletten bevorratet, damit im Notfall die Einnahme auch während der Betreuungs- bzw. Schulzeit sofort erfolgen kann. 

Damit die Tabletten jederzeit zur Verfügung stehen, können für die persönliche Bevorratung zuhause die wichtigsten Zielgruppen, nämlich unter 18-Jährige, Schwangere und Stillende, die Tabletten kostenlos in Apotheken beziehen. Sie können gerne jederzeit zu uns vorbeikommen. 

Personen zwischen 18 und 40 Jahre können zu einem geringen Preis vollkommen unbürokratisch ohne Rezept Kaliumiodidtabletten in der Apotheke kaufen.

 

Können Kaliumiodidtabletten vor radioaktiver Strahlung schützen?

Kaliumiodidtabletten schützen vor der Aufnahme von radioaktivem Iod in der Schilddrüse und damit vor strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs. Sie können aber keinen Schutz vor der Aufnahme von anderen Radionuklide in den Körper oder gegen die externe Strahlung von radioaktiven Stoffen in der Luft und am Boden bieten. Um die Strahlenbelastung auch möglichst gering zu halten, werden von den Strahlenschutzbehörden auch andere Maßnahmen empfohlen oder angeordnet wie z.B.  Aufenthaltsbeschränkungen im Freien oder Verkaufsverbote für verseuchte Lebensmittel.

Autor
Mag. pharm. Elisabeth Reisegger